Einmal habe ich mitbekommen, wie ein Christ seinen Freund, der verantwortlich für sein Blind Date war, fragte „So, das ist es, was du über mich denkst?“
Das Mädchen – „auch wenn sie sehr nett war“ – war nicht sein Typ (seine Betonung machte die Beschönigung deutlich). Sie wären inkompatibel – aber nicht wegen ihm. Der Kuppler, der nicht vorhersehen konnte, was anscheinend so offensichtlich für den Single war, hatte seinen Freund unabsichtlich mit seiner Wahl gekränkt. Die Wahl war, so wie er es verstanden hatte, eine Reflexion seines Potentials und Wertes, seiner Männlichkeit. Er verdiente einen angemesseneren Partner.
Ein anderer Christ verhielt sich auf eine ähnliche Weise. Er beharrte so unnachgiebig auf seine eigenen Maßstäben, dass ein Betrachter sich gewundert hätte, ob Gott überhaupt schon eine Frau geschaffen hatte, die diesen Maßstäben entspricht. Als wäre es eine Art Sport ignorierte er jedes süße christliche Mädchen, das Interesse an ihm zeigte, weil er fieberhaft seine Erwartungen an das eine Mädchen knüpfte, mit dem er enden sollte. Er widerstand jeden Gerüchten von Interesse, da er selbst glaubte, er sei für eine Art christliches Supermodel bestimmt.
Manche Gemeindemitglieder – nicht alle, auch nicht die meisten – bleiben single, weil sie ihren „Typ“ nicht finden können. Mit Typ meinen sie mehr als nur (1) das andere Geschlecht, (2) single, und (3) ein Nachfolger Christi. Sie lehnen Mädchen nach Mädchen (oder Kerl nach Kerl) ab, und schauen weiter nach zukünftigen Königinnen des Himmels, als wären es Eichhörnchen, Gänse oder Krokodile, die ihnen als Partner vorgesetzt werden.
Stell dir das Gedicht aus Genesis vor, wenn diese Personen Adam wären. Anstatt die erste Frau anzuschauen und zu singen „Gebein von meinem Gebein, Fleisch von meinem Fleisch“ (Gen 2,23), hätte er gesagt, „Ja, schon besser – dieselben Knochen und dasselbe Fleisch – und ich bezweifle auch nicht, dass das ein echt nettes Mädchen ist, und obwohl ich mir sicher bin, dass wir gute Freunde wären, muss ich sagen, dass ich nicht sicher bin, ob sie mein Typ ist.“ Stell dir vor, Adam hätte zu Gott gesagt, „So, das ist es, was du über mich denkst?“
Zu viele Geschmäcker
Nun ist es natürlich auf keinen Fall mein Punkt, dass du sofort die erste geeignete Christin in deiner Gemeinde heiratest. Mein Punkt ist nur, dass manche Gottes Geschenk der Ehe ablehnen, weil ihr Standard Gottes’ übertrifft.
Ihre hochgesteckten Präferenzen, die von einer aufgeblasenen Selbstwahrnehmung herrühren, ersetzen biblische Kriterien. Sie wenden Paulus’ Ermahnung nicht auf ihr Liebesleben an: „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern darauf bedacht zu sein, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat.“ (Röm 12:3).
Ich wette, dass die meisten dieser hilflosen Romantiker (freiwillig hilflos natürlich) mit Stolz zu kämpfen haben, weil sie ja begehrenswert für das andere Geschlecht sind. Bei ihnen herrscht „hohe Nachfrage“. Sie besitzen anscheinend mehr Optionen als der Rest von uns – und sind doch schlechter dran. Gleich einem Kind an der Eisdiele können sie sich nicht dazu überwinden, zu einer Eissorte „Ich will“ zu sagen, weil das ja bedeuten würde, viele andere Optionen aufzugeben.
Letztendlich verbringen sie jahrelang trödelnd im „Empfangszimmer“. Sie daten, aber heiraten nicht. Und obwohl sie es nicht böse meinen, hinterlassen sie gebrochene Herzen. Sie haben noch nicht die Waffel mit allen 31 Eissorten gefunden. Konfrontiert mit vielen Möglichkeiten, können sie doch nicht teilhaben, weil sie das was wenn fürchten. Was wenn sie später eine Vorliebe für weiße Schokolade mit Himbeere bekommen? Was wenn sie sich am Ende niederlassen? Was wenn sie „die Eine (oder „den Einen)“ treffen, nachdem sie mit jemand anderem bereits Ringe ausgetauscht haben?
Frustriert von der Gemeinheit der vielen Optionen und der Diktatur von unrealistischen Erwartungen für die Ehe, bleiben sie mit leeren Händen zurück. Sie haben sich am Ende selbst die Liebe gestohlen.
Frustriert von der Gemeinheit der vielen Optionen und der Diktatur von unrealistischen Erwartungen für die Ehe, bleiben sie mit leeren Händen zurück. Sie haben sich am Ende selbst die Liebe gestohlen.
Stolz und Vorurteil
Jahrelang habe ich mich selbst bestohlen. Ich schreibe diesen Artikel weder, um denjenigen Salz in die Wunde zu streuen, die mit ihrem Alleinsein ringen (und allein bleiben, weil sie keine andere Wahl haben, oder weil sie selbst daran schuld sind), noch will ich junge Männer wegen ihres Zustandes des Alleinseins beraten (als wären sie alleine daran schuld). Stattdessen schreibe ich diesen Artikel für diejenigen, die sich selbst im Weg stehen (besonders für christliche Männer), und die nicht die unglaublichen Frauen direkt vor sich wahrnehmen.
Beide stolzen Charaktere in Shakespeare’s Much Ado About Nothing („Viel Lärm um Nichts“) könnte ich gespielt haben. Als Benedict könnte ich gesagt haben, „Dieses Mädchen ist schön, das tut mir noch nichts; ein andres hat Verstand, das tut mir auch nichts; eine dritte ist tugendhaft, das tut mir immer noch nichts: und bis nicht alle Vorzüge sich in einem Mädchen vereinigen, soll kein Mädchen bei mir einen Vorzug haben.“ Und was Beatrice sagte, könnte sie über mich gesagt haben, „[Er] kann nicht lieben, noch Bild und Form der Neigung in sich prägen, so ist [er] in sich selbst vergafft.“
Ich bin nicht daran gescheitert die Ehe ernst zu nehmen; ich bin daran gescheitert, mich selbst zu ernst zu nehmen. Sie sollte exotisch sein, wunderschön, extrovertiert, athletisch, abenteuerlustig, witzig, intelligent, fleißig …, oh, und natürlich Christin. Und sie musste genau so sein, und sogar noch mehr, denn innerlich wusste ich, dass ich das verdiente. Bis sie nicht alle Vorzüge vereinigte, sollte sie keinen Vorzug bei mir haben. Eheliche Liebe war verpönt, weil das eigene Ich im Mittelpunkt stand.
Hindert Stolz dich daran, auch wenn er sich mitten in einer Menge von berechtigten Gründen versteckt, zu heiraten? Hält zu viel Selbstzentriert sein dich davon ab, dem wundervollen Ruf zu einem Bund der Ehe zu folgen? Ich wünsche mir für einige von euch, dass ihr aus der selbst gebauten Gefängniszelle befreit werdet, in der ihr alle Christen für unter eurem Standard haltet. Denn es ist ein miserabler, einsamer Ort, um dort zu leben.
Mount-Everest Standard
Nun, wenn man sagt, dass einige unrealistische Maßstäbe für einen Ehepartner haben, verwirft das jegliche Art von Anforderungen? Natürlich nicht. Anziehungskraft, gemeinsame Interessen, gemeinsame Ziele, verschiedene Arten von Persönlichkeiten, und so weiter, sind wichtig. Es ist ziemlich praktisch von der Person angetan zu sein, die du heiratest. Weil ich ein paar gute Anforderungen beibehalten habe, bin ich mit meiner unglaublichen Frau verheiratet.
Doch während solche Details wichtig sind, sind sie nicht der Ausgangspunkt für alle Gläubigen. „Trügerisch ist Anmut und nichtig die Schönheit; eine Frau aber, die den HERRN fürchtet, die soll man rühmen“ (Sprüche 31,30). Wir sollten nicht, wie ich es einst tat, flirten, um Frauen mit vergänglicher Schönheit zu konvertieren, während wir Frauen Gottes mit unvergänglicher Schönheit übersehen (1. Petrus 3,4). Nicht alle Geschmäcker sind gleich geschaffen, und die gottesfürchtigen werden dementsprechend ihre Prioritäten setzen.
Erinnere dich, Christen haben bereits die höchste Anforderung auf diesem Planeten, wenn sie einen Ehepartner erwägen: wiedergeboren. Ein göttlicher Blitz muss diese Frau getroffen haben. Christus selbst muss sie aus dem Grab herausgerufen haben. Nichts weniger als ein Wunder macht sie würdig für die Ehe. Wenn man diese Realität liebgewinnt, ist sie mehr überwältigend als jede äußerliche Attraktivität oder jeder natürliche Charme. Wer wird sie in tausend Jahren sein?
Blitze schlagen tatsächlich ein
Bis dahin können wir (und die meisten von uns sollten das) danach suchen, jedes gute Geschenk der Ehe mit offenen Armen zu empfangen, soweit das von uns abhängt. Bis dahin heiraten wir unseren Typ, fehlerhafte Menschen, erlöst durch Gnade, lebendig gemacht in Christus. Bis dahin führen wir das bedeutendste Ziel des Menschen in der Ehe aus: Jesus verherrlichen, wissend, dass Gott am meisten in unseren Ehen verherrlicht wird, wenn unsere Ehen am meisten in ihm erfüllt sind. Zwei fehlerhafte Ehepartner, eine fehlerhafte Ehe, die auf die Ewigkeit mit ihm hinweist.