23. März 2021 | von Lara Zamilski

Seite 33-62

Warum bin ich so gesegnet und so viele andere nicht?

Kein Strom, kein fließendes Wasser, keine Heizung, kein gemütliches Bett.

In ungefähr 4.000 Meter Höhe ziehen David und sein kleines Team im Himalaya von Dorf zu Dorf. Sie schauen Armut und Hunger ins Auge, sprechen mit denjenigen, die in Verzweiflung und Sorge gefangen sind, und blicken auf die, die die Welt scheinbar vergessen hat.

Was hätte ich getan, wenn ein kleines, unterernährtes Mädchen meine Hand gehalten, mich mit traurigen, vorwurfsvollen Augen angeschaut und um etwas zu Essen gebeten hätte? Wahrscheinlich wäre ich wie David schweren Herzens weitergegangen, hätte ihr den Rücken zugedreht und mir eingeredet, dass ich dem Mädchen und ihrer Familie kaum geholfen hätte. Dass andere Methoden gebraucht würden, um dieser existentiellen Armut entgegen zu wirken.

„Wovor habe ich Angst? Wovor laufe ich weg? Und warum fühle ich mich so schlecht? […] Ich kann mich doch in meinem Leben nicht ständig herausreden, warum dieses oder jenes nicht funktioniert oder nicht sinnvoll ist. Sollte ich nicht lieber herausfinden, was funktioniert und es auch tun?“

Aber was funktioniert, was kann ich tun? Möge mein Gebet sein, „O Gott, ich will vor den Menschen in Not nicht davonlaufen. Ich will auf sie zugehen. Bitte Herr, vergib mir, wo ich weggelaufen bin, anstatt mich den Notleidenden zuzuwenden!“

David schreibt von Kindern, die ihr Leben lang misshandelt und in Scheunen bei den Tieren angekettet werden. Er erzählt von kleinen Mädchen, die mit kaum zehn Jahren an Menschenhändler verkauft werden, um in der Stadt als Sexsklavinnen zu arbeiten. Viele von ihnen werden „fünfzehn bis zwanzig Mal am Tag von Männern missbraucht“. Wie David wünsche ich mir, meinen Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als hätte ich davon nichts gehört oder gesehen.

Und mit ihm frage ich mich, Gott warum? „Wenn du alles in deiner Hand hast, warum lässt du dann so etwas zu?“ Warum bin ich eine Familie hineingeboren worden, die mich geliebt und mir alles an Zuneigung und Hilfe geschenkt hat? „Warum habe ich vom ersten Tag an immer Wasser und Nahrung im Überfluss gehabt und bin durch Impfungen vor vermeidbaren Krankheiten geschützt und, während gleichzeitig allein heute in dieser Welt zwanzigtausend Kinder sterben müssen […] Warum bin ich so gesegnet und so viele andere nicht?“

Auf diese Fragen mag es vielleicht keine direkten Antworten geben, aber Gott kennt unsere Gedanken und Fragen, und vor allem hört er unsere Gebete.

„Herr, ich bete für die Armen, denen ich heute begegnet bin. Bitte hilf ihnen! Und mache mein Leben zu einem Werkzeug, durch das diese Gebete beantwortet werden.“

Beten wir, dass Gott uns zu seinen Werkzeugen macht, durch die wir Bedürftigen und Verlorenen ein Segen sein können, und ihrer Not Linderung bringen können.

„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn“ (Lukas 4, 18-19).

Bibliografie:

Bibelzitate folgen dem Bibeltext der Elberfelder Übersetzung.

Platt, David. Etwas muss sich ändern. Übersetzt von Multnoma, Brunnen Verlag GmbH, 2021, S. 42-62.