Warum falle ich immer wieder in die selbe Sünde?
Warum falle ich immer wieder in die selbe Sünde?
Diese Frage kommt dir vielleicht merkwürdig vor. Vielleicht denkst du, du hast keine großen Sünden, bist eigentlich ein guter Mensch.
Vielleicht denkst du, du warst früher mal ein heftiger Sünder, aber jetzt hast du den alten Menschen gut im Griff. Oder vielleicht ist dir das Konzept von Sünde völlig fremd oder du würdest lieber über “schönere Themen” reden. Dann ist dieser Artikel nicht für dich. Diese Worte kommen von einem gebrochenen Herzen und gehen an gebrochene Herzen.
Für mich ist diese Frage keineswegs merkwürdig. Ich stelle sie mir oft: Wenn ich doch weiß, was Sünde anrichten kann, und als Kind Gottes frei bin das Richtige zu tun, warum entscheide ich mich immer wieder für die Sünde?
Es gibt Zeiten, in denen ich die Schönheit eines Lebens sehe, das von Reinheit gekennzeichnet ist. Die Schönheit eines Lebens, in dem ich das Richtige tue, obwohl es leichter wäre, das Falsche zu tun. Und in solchen Zeiten ist mir glasklar, dass Gott und seine Fürsorge das Einzige ist, was ich brauche, was ich mir wünsche und dem ich mein ganzes Leben lang nachjagen will.
In solchen Zeiten ist mir klar:
Jesus ist mein Schatz, meine Freude, mein Liebhaber, und ich bin bereit, ja sogar entschlossen, für ihn gegen die Sünde zu kämpfen. Ich will das Richtige tun, nicht weil ich einen Vorteil erwarte, sondern um ihn zu ehren. Und dabei erfüllt er mich mit Kraft und Freude und ich empfinde keinen Verlust bei dem Gedanken, nie wieder diese Sünde zu erleben.
Ja, der Gedanke sie nie wieder zu sehen, gibt mir ein Gefühl der Freiheit und Vorfreude auf die Zukunft. Ich bin motiviert, alles an den Tag zu legen, um diese Sünden aktiv zu bekämpfen. Es ist wie ein Sonnenaufgang. Das Dunkel verschwindet immer mehr. Die Wärme kommt in meine Seele, und ich vermisse die Nacht nicht. Er, mein Retter, ist besser als Sünde.
Aber so bleibt es nicht
Manchmal dauert es eine Woche, manchmal einen Tag, manchmal braucht es keine Stunde, bis mein Herz schon träge wird und es wieder zur Sünde zurück will. In mir werden Gedanken wach: Will ich wirklich jetzt die Bibel lesen? Heute wird es bestimmt nicht persönlich sein. Und beten ist viel Arbeit, ich muss mich erstmal ausruhen. Gott hat sich von mir entfernt, heute erlebe ich ihn eh nicht. Außerdem, ist er überhaupt so gut, wie es die Bibel immer sagt? Ich hab mir vorgenommen, dies oder das nicht zu tun, aber ist das, was ich jetzt bekämpfen will, überhaupt eine Sünde? Ich muss die Frömmigkeit nicht übertreiben. Und selbst wenn es doch eine Sünde ist, kämpfe an einem anderen Tag dagegen, wenn ich frisch und ausgeschlafen bin.
Am Anfang sind es nur Gedanken, und ich sag mir selbst, dass es Blödsinn wäre, ihnen nach zu gehen. Aber mein Herz mag diese Gedanken, und je mehr ich sie zulasse, desto mehr rechtfertige ich sie: “Ich bin mit meinen Gedanken schon zu weit gegangen, selbst wenn ich jetzt umdrehe, werde ich schon schuldig sein. Jetzt kann ich auch genauso gut meiner Begierde nachgehen.” Oder: “Ich bin sowieso nicht stark genug, um zu gewinnen, und wenn ich irgendwann eh verlieren werde, dann kann das auch jetzt sein.” So gebe ich mich wieder meiner Sehnsucht hin, sei es Neid oder Lust, Faulheit oder Eitelkeit, Götzendienst oder Unehrlichkeit, Stolz oder Hass. Ich finde mich plötzlich wieder auf dem Weg der Sünder. Wieder nehme ich mir Zeit für Dinge, die ich bereuen werde.
Wieder suche ich mein Vergnügen in den Lügen dieser Welt.
Wieder glaube ich, dass es dort gemütlich sein wird.
Und für einen Moment ist es das. Für einen Moment ist es süß wie Honig, warm wie Handtücher aus dem Trockner, glänzend wie ein großer Schatz. Aber so bleibt es nicht. Was süß war, wird bitter. Was warm war, wird kalt. Was glänzend war, ist plötzlich dunkel und angsteinflößend.
Vorher denke ich immer, ich werde die Sünde in der Hand haben und hinterher sehe ich immer, dass sie mich in der Hand hatte. Sie hat mich von innen geschnitten und ich blute. Tropfen für Tropfen fließt die Freude aus mir heraus. Die Hoffnung fließt weg. Und wenn ich weine, dann bleiben die kalten Tränen auf meinen Wangen, denn ich habe keinen Tröster. Ich habe mich gegen Gott entschieden, und plötzlich tut es schmerzlich weh. Wieder sitze ich hier. Wieder will ich wegrennen und mich vor all dem verstecken.
Und wieder frage ich in meinem Herzen:
Warum hat Gott es zugelassen? Ist er unfähig einzugreifen? Nein, er ist allmächtig.
Ist es ihm egal, dass ich sündige? Keineswegs, es gibt niemanden, den es mehr bewegt.
Will er, dass ich es alleine schaffe? Ganz im Gegenteil, er will selbst die Kraft sein, die mich heiligt.
Warum finde ich mich dann immer wieder auf diesem Weg? Warum lässt Gott das zu? Warum falle ich immer wieder in die selben Sünden?
Ich will diesen Weg verlassen, den Rat der Gottlosen verleugnen und die Sünde besiegen. Aber immer wenn ich aufstehe, um zu kämpfen, falle ich wieder hin, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Warum sind diese Sehnsüchte noch da? Warum lachen sie mich immer noch an? Warum schmecken sie mir immer noch süß, und warum glaube ich immer noch ihren Lügen? Warum habe ich immer noch die Hoffnung, dass diese Sünden mir mehr Trost geben werden als Jesus? Dass ihr Rat besser ist als die Weisheit Gottes? Warum suche ich immer noch nach anhaltender Freude und Geborgenheit und Sicherheit in der Sünde, die mich hasst, statt in meinem Retter, der meine Seele liebt? Warum verlasse ich so oft den Zufluchtsort? Warum denke ich manchmal, dass mein Vater im Himmel langweilig ist? Woher kommt die Lüge, er würde mir nicht zuhören? Mich nicht verstehen? Nicht das sein, was er von sich gesagt hat? Nicht wieder so handeln, wie ich ihn so oft schon erlebt habe? Warum vergesse ich seine Gnade, als wäre sie nur ein unbedeutendes Märchen? Warum bedeutet mir das Kreuz so wenig? Warum tut es mir nicht weh, meinen Vater im Himmel zu enttäuschen? Warum ist mein Herz so kalt? So entleert von aller Dankbarkeit und immer noch gefüllt mit Verlangen nach dem Bösen? Warum will ich immer noch diese kurze Freude, wenn der Preis doch so hoch ist, statt eine anhaltende Freude, die mich immer erfüllen wird? Warum vertraue ich meinem König so wenig? Und warum tue ich vor den Menschen so, als wären all diese Zweifel und Versuchungen nicht in meinem Herzen?
Ich trage oft eine Maske, um den Menschen zu gefallen. Ich will als Held dastehen, als ein Vorbild, ein Leiter der Blinden, ein Gerechter, der über den Problemen der Sünde steht. Einer, der sein Leben im Griff hat und stark ist. Einer der die Bibel kennt und beten kann. Einer von dem man einen guten Rat erwartet und der mit Weisheit und Besonnenheit lebt. Dieser Mensch bin ich nicht. Ich bin eher der Mann aus Römer 2, der spricht: “Stehle nicht”, und stiehlt selbst; der predigt: “breche die Ehe nicht” und er bricht sie doch selbst.
Und wenn es doch auch gute Tage gibt, so folgen immer wieder die dunklen Nächte, und wenn ich frage warum, so scheint mir dies die Antwort:
Es geht nicht um mich. Ich war nie der Held meiner Geschichte und werde es nie sein. Und diese dunklen Nächte verleiten mich dazu, vor der Welt zu proklamieren: Christus ist mein einziger Ruhm.
Ich bin wie ein Schaf, das ohne seinen Hirten nur hilflos, arm und verwirrt ist. Ich bin kein Held, gewiss, das Gegenteil ist der Fall. Man könnte mich elend und hoffnungslos nennen. Und gleichzeitig habe ich eine felsenfeste, herrliche Hoffnung, die nichts mit meinen Fähigkeiten oder meiner Frömmigkeit zu tun hat, sondern einzig und allein in Jesus Christus verankert ist.
Es wird in meiner Geschichte nur einen Helden geben und ebenso in deiner.
Warum erlebe ich noch immer Nächte? Damit die Welt diese Botschaft hört.
Es gibt noch einen zweiten Grund: Auch mein Herz muss immer wieder daran erinnert werden, wer ich ohne Jesus bin, damit ich mich nach dem ausstrecke, was nur in Jesus zu finden ist. Ich werde nicht zu Jesus rufen und ihn um Hilfe bitten, wenn ich immer noch glaube, ich sei ohne ihn zu etwas Gutem fähig. Diese Nächte, diese Zeiten, in denen ich mich in alten Gewohnheiten wiederfinde, sind eine Erinnerung an meine Abhängigkeit von Gott und lassen seine Gnade in meinem Leben heller leuchten als die gescheiterten Versuche, mir Gottes Gunst zu erarbeiten. Diese Nächte kommen, weil ich vergesse, dass mein Retter auch mein Alles ist: Meine Kraft, meine Weisheit und meine Ehre.
Und dies ist die Botschaft, die ich von meinem Leben verkündige, und ich wünsche mir, dass es auch deine Botschaft ist.
Es ist eine gute Nachricht von Rettung, die wir nur verstehen können, wenn wir verstehen weshalb Rettung notwendig ist. Denn wer freut sich über eine Friedensbotschaft, der den Krieg nicht vor Augen hat? Wer freut sich über Heilung, der nichts von seiner Krankheit weiß? Und wer freut sich über einen Retter, der nicht die lauernde Gefahr sieht? Meine Geschichte, mit all seiner Schwäche und Hilflosigkeit, ist deine Geschichte. Es ist die Geschichte eines Verbrechers, der die Todesstrafe verdient. Es ist auch die Geschichte eines Kranken, der im Sterben liegt. Es ist die Geschichte eines Sklaven, der in unlösbaren Ketten der Sünde verstrickt ist.
Und doch ist es nicht unsere Geschichte
Der Hauptcharakter dieser Geschichte ist ein großer Retter, der für einen Verbrecher gehalten wird. Er ist ein mächtiger Mann, der für schwach erklärt wurde. Er ist ein prachtvoller König, der in einer Futterkrippe geboren wurde. Er war vor mir, und er wird sein, wenn ich weg bin. Er hat mich geschaffen und er kennt die Tage meines Lebens. Meine Geschichte ist die Geschichte meines Retters.
Ich selbst habe kein Lob verdient. Ich hoffe, du kannst dies auch von deinem Leben sagen. Das einzige Lob, das wir haben, haben wir von Gott gestohlen. Wie oft haben wir schon gehofft, Bewunderung von Menschen zu bekommen? Und wenn wir auch Lobenswertes tun, muss die Welt verstehen, dass alles Gute von oben herab kommt, von dem Vater der Lichter, in dem kein Schatten eines Wechsels ist. Wer hat dich geschaffen? Wer erhält dich jeden Tag? Von wem kommt deine Erkenntnis? Nun, wenn die Antwort Jesus ist, sollte er nicht auch gerühmt werden für das Gute, das er durch dich tut? Er ist der einzige Held.
Weißt du, dass du der Bösewicht in deiner Geschichte bist? Du und ich, wir sind nicht die Helden unserer Geschichten. Mit jedem Tag machen wir unseren Berg an Sünden größer und unsere Vergebung scheint unmöglicher. Aber unsere Rettung scheint keineswegs unmöglich für den, der den Helden kennt. Ja, der Krieg ist schrecklich, aber unser Held ist allmächtig. Ja, wir sind sterbenskrank, aber unser Held ist der gute Arzt. Ja, wir sind in Sünde verstrickt, aber unser Held kann Gefangene frei machen. Ja wir sind versklavt, aber unser Held kauft uns los. Durch unsere Untreue wurden wir zwar von Gott genannt: ‘Nicht-Mein-Volk’. Und durch unsere Sünde wurden wir ‘Kein-Erbarmen’ genannt.
Und doch spricht Gott zu uns:
“Ich will mich über Kein-Erbarmen erbarmen. Und ich will zu Nicht-Mein-Volk sagen: Du bist mein Volk. Und es wird sagen: Mein Gott” Hosea 2,23
Dies geschieht durch unseren Helden. Und es kostete ihn alles.
Er hat den Preis gesehen, und nahm es auf sich aus Liebe zu uns auf sich.
Seine Demut und Geduld sind groß, seine Weisheit ist ohne Grenzen, seine Gnade ist von unbeschreiblicher Schönheit und niemand kommt ihm in seiner Herrlichkeit gleich.
Wir waren hilflos und müde und er ist stark von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Und für ihn werde ich kämpfen, und jedes Mal wenn ich falle, will ich meinem Herzen und der Welt sagen: Ich bin nicht der Held in dieser Schlacht.
Siehe, mein König ist es: Jesus Christus, der Sohn Gottes!