29. April 2021 | von Lara Zamilski

Seite 159-188

Wenn nicht wir, wer dann?

Pastor Davids Reise neigt sich dem Ende zu. Während er die Bergspitzen des Himalayas hinter sich lässt, wieder auf das Tal und die Stadt zuwandert, lässt er die Ereignisse der vergangenen Woche Revue passieren. Einer Sache ist er sich ganz sicher: etwas muss sich ändern! Etwas muss sich in seinem Leben ändern! Und auch in unserem wie ich finde.

Durch das Buch konnten wir mit David einen Teil des Himalayas bewandern und den Menschen, die dort wohnen, fast in die Augen sehen. Wir haben Kamal kennengelernt, der dringend medizinische Hilfe benötigte – und wie viel mehr Jesus! Dem kleinen hungrigen Mädchen, das in seiner Verzweiflung David angespuckt hat, sind wir ebenfalls begegnet. Menschen, die auf dem Scheiterhaufen ihre Verstorbenen verbrannt haben, Mädchen, die in die Sklaverei verkauft wurden, Familien, die den toten Göttern des Hinduismus und Buddhismus hinterherlaufen – all diese Menschen haben wir kennengelernt. Doch auch einigen mutigen Geschwistern im Glauben sind wir begegnet, die ihr bequemes Leben hinter sich gelassen haben und im Vertrauen auf Gott und aus Liebe zu ihren Nächsten in die Berge gezogen sind. Krankenschwestern wie Maya, Lehrerinnen wie Alisha, Wissenschaftler wie Ben, sie alle haben die Kosten der Nachfolge berechnet und folgen Jesus in Mitten von physischer und geistlicher Armut.

David stellt sich genau die Frage, die auch ich mir gestellt habe:

„Was soll ich jetzt mit meinem Wohlstand und meinen Privilegien anfangen? […] Wie also sollte ich leben?“

Wie können wir unseren Nächsten „in Worten und Taten Gottes Liebe“ zeigen? Wie wir in den Gleichnissen vom verlorenen Schaf, der verlorenen Münze und vom verlorenen Sohn (Lukas 15, 1-32) lesen, geht Gott dem Einzelnen nach. Er möchte Verlorene finden und sie zu seinen Kindern machen. Ich möchte ein Spiegel seiner suchenden Liebe für Menschen sein. Doch „was heißt das nun?“ Wir stellen uns Gott zur Verfügung und vertrauen darauf, dass im Angesicht von Leid, Grausamkeit und Ungerechtigkeit, Gott diese Menschen in Not noch viel mehr liebt als wir. Beten wir, dass Gott uns gebraucht, wie auch immer er will, um seine Liebe bekannt zu machen!

Gott ist unser Meister, wir sind seine Diener.

In Lukas 17, 10 heißt es: „So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“

Ein Knecht und Diener zu sein bedeutet, nicht das Sagen zu haben und die Pflicht zu tun, die uns aufgetragen wird. Es bedeutet, gehorsam zu sein und in Demut zu dienen. Heute ist die Haltung des Dienens und der Aufopferung unpopulär geworden. Die Welt schreit: „Du bist deines eigenen Glückes Schmied, denk an dich, deinen Erfolg, deinen Ruhm, deine Anerkennung!“ Es geht um das eigene Wohlergehen, das eigene Glück. Der Blick richtet sich auf sich selbst, die eigenen Gefühle und Empfindungen. Wie es dem anderen geht, ist weitestgehend unwichtig geworden.

Jesus jedoch lehrt uns etwas ganz anderes! Wenn wir groß sein wollen in seinem Reich, so sollen wir der Diener aller sein (Matthäus 20, 25). Wir sollen nicht an unser Wohl und an unser Bestes denken, sondern an das, was unserem Nächsten hilft und eine Freude ist. Dabei ist Jesus unser größtes Vorbild: er kam, um uns mit seinem eigenen Leben zu dienen und es für uns hinzugeben. Ein Diener ist jemand, der sich selbst vollkommen aufopfert und hingibt, ohne etwas zu verlangen. Ein Diener ist geprägt von selbstloser Liebe. Wir sind aufgerufen, diese Liebe für unsere Nächste zu haben, in dieser Liebe zu dienen und ihnen damit ein Spiegel für die Liebe Gottes zu sein. Wie oft hören und reden wir von dieser Liebe. Aber leben wir sie auch?

Pastor Davids Begleiter, Aaron, sagt darüber: „Ich hatte den Eindruck, ich würde mehr über den Dienst inmitten von drückender geistlicher und leiblicher Not reden […] als diesen Dienst tatsächlich zu tun. Und das, habe ich beschlossen, musste sich ändern.“

Dabei dürfen wir die Dringlichkeit unseres Auftrags nicht vergessen. Die Zeit drängt, denn Jesus kommt bald wieder. „Ich habe keine Zeit zu verlieren. O Gott, hilf mir, dass ich das Heute nicht verschwende. Mit dieser Dringlichkeit vor Augen möchte ich leben bis zum Ende meiner Tage.“

Es hilft den Menschen in Not nicht, „wenn ich und andere Christen so leben, als würde irgendjemand irgendwo und irgendwann schon etwas gegen ihre drückende geistliche und leibliche Not unternehmen.“ Ich erkenne mich in diesem Denkmuster wieder, irgendjemand wird schon Gottes Liebe verkündigen und das Evangelium weitergeben. Aber „sie brauchen Christen – mich eingeschlossen – die so leben, als könnte dieser Tag ihr letzter sein.“ Unsere Nächsten brauchen, dass wir ihnen in Wort und Tat von Jesu Liebe, seinem Tod am Kreuz und der Rettung von Sünde erzählen. Mögen wir durch Jesu Kraft und Gnade zu Dienern in der Haltung unseres Herrn werden und sie lieben wie uns selbst. Wenn nicht wir, wer dann?

Bibliografie:

Bibelzitate folgen dem Bibeltext der Elberfelder Übersetzung.

Platt, David. Etwas muss sich ändern. Übersetzt von Multnoma, Brunnen Verlag GmbH, 2021, S. 159-188