31. März 2021 | von Lara Zamilski

Seite 63-86

Wie sollen sie es erfahren?

Was ist schwerwiegender, geistliches oder körperliches Leid?

Pastor David hat auf seiner Reise in den Himalaya schon sehr viel akutes Leid gesehen: misshandelte Kinder, Hunger, den Mangel an medizinischer Versorgung. Mit all diesen Dingen bin ich noch nie wirklich konfrontiert worden und daher kann ich auch nicht nachempfinden wie es ist, wenn der vorwurfsvolle Blick eines hungrigen Kindes dich durchbohrt.

Doch David macht auch eine andere Erfahrung.

„An diesem Morgen liegt der Fokus nicht auf leiblicher Not – so wichtig es auch ist, sich ihrer anzunehmen – , sondern auf geistlicher Not. Es erdrückt mich schier, an einem Ort zu stehen, wo erst vor wenigen Tagen der Körper eines Mannes, einer Frau oder eines Kindes zerteilt, zertrümmert und den Geiern zum Fraß vorgeworfen worden ist. Noch erdrückender ist es, wenn ich daran denke, wo der Geist dieses Mannes, dieser Frau oder dieses Kindes jetzt ist.“

In einem Land, das von Hinduismus und Buddhismus geprägt ist, ist es ein ganz normaler Brauch Menschen, die gestorben sind, zu zerteilen und Raubvögeln zu überlassen, oder auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen. Im Angesicht solcher Zeremonien, die Reinkarnation zelebrieren, wird David auf einmal die Realität der Hölle schmerzlich bewusst. „Dieser Mensch, dessen Körper hier verbrennt, war vor vierundzwanzig Stunden noch am Leben. Jetzt aber ist er in der Hölle, einem ewigen Feuer, aus dem es keine Rettung mehr gibt.“

Wie David frage auch ich mich, wie ein Mensch, der noch nie von Jesus gehört hat, in die Hölle kommen kann. Jemand, der „sein Leben lang noch nicht einmal die Chance gehabt [hat] zu erfahren, wie er hätte in den Himmel kommen können“, kommt er tatsächlich in die Hölle? David kämpft damit, das zu glauben, was er als Pastor selbst gepredigt hat – Menschen, die nicht ihr Vertrauen in Jesu Werk am Kreuz setzen, verbringen die Ewigkeit in der Hölle. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder, wir lehnen die Bibel und alles, was sie lehrt, im Angesicht der harten Realität ab, oder wir glauben ihr.

„Die andere Möglichkeit ist, der Bibel zu glauben und diesen Glauben zu bekennen. Das heißt, dein Leben dafür einzusetzen, seine Liebe und Wahrheit in einer Welt tiefer geistlicher Not weiterzugeben. Denn leibliche Not ist nicht alles – so wichtig es sein mag, sie zu lindern. Es geht darum zu erkennen, dass die geistliche Not das größere Problem ist – und entsprechend zu leben.“

Wie können wir entsprechend dieses Wissens leben? Als David die atemberaubende Landschaft des Himalayas betrachtet, wird ihm bewusst, dass „diese eindrucksvollen Berge [seit über zweitausend Jahren] schon die Herrlichkeit des Schöpfers [verkünden], aber keine Sekunde lang haben diese majestätischen Gipfel je von Jesus gesprochen.“ Dieses Privileg, das Evangelium zu verkündigen, ist unseres. Wir sind von Jesus selbst damit beauftragt worden, in die Welt hinaus zu gehen und Jünger zu machen (vgl. Matthäus 28,19).

Daher muss das unser Gebet sein:

„Bitte, Herr, gebrauche mein Leben, wie immer du willst, dein Evangelium zu verbreiten als die Antwort auf das, was jeder Mensch auf der Welt am nötigsten braucht: Versöhnung und ewiges Leben bei dir.“

Denken wir gemeinsam darüber nach, wie wir damit umgehen, dass so viele Menschen auf der Welt noch nicht von Jesus gehört haben. Wie sollte sich das auf unseren Lebensstil auswirken?

Bibliografie:

Bibelzitate folgen dem Bibeltext der Elberfelder Übersetzung.

Platt, David. Etwas muss sich ändern. Übersetzt von Multnoma, Brunnen Verlag GmbH, 2021, S. 63-86.