9. Juni 2021 | von Lara Zamilski

Hoffnung für unser Gebetsleben

„Wenn einige von uns an das Gebet denken, fühlen wir uns hauptsächlich besiegt. Wir denken an die Probleme, die uns begegnen: ein abgelenkter Verstand, ein schwacher Wille, ein kaltes Herz, ein von Scham geplagtes Gewissen. Warum ist es so, dass, wenn wir beten, die tickende Uhr oder das summende Insekt plötzlich so ablenkend wird? Warum fällt es uns so schwer, zu beten?“

Das, wovon Stephen Witmer (Pastor und Autor von Desiring God) spricht, kennen wir wahrscheinlich alle. Wir nehmen uns zu einer bestimmten Zeit vor, im Gebet vor Gott zu kommen. Wir knien uns hin, schließen unsere Augen, sprechen vielleicht ein paar Worte und dann? Dann fahren unsere Gedanken Karussell, wir erinnern uns plötzlich an wichtige Dinge, die getan werden müssen oder denken über Termine, Besprechungen und Treffen nach, die noch zu erledigen sind. Auf einmal hören wir, wie laut die Uhr im Zimmer neben an tickt, oder wie laut die Vögel draußen zwitschern. Plötzlich lenkt uns jedes Detail ab, die Gedanken sind nicht mehr bei Gott und Gebet scheint einfach unmöglich. Woran liegt das? Warum fällt es uns oft schwer, zu beten?

Witmer erkennt das Problem nicht darin, dass wir so oft von unseren Gedanken und Gefühlen abgelenkt sind. Das Problem ist also nicht, wie schwierig es sein kann, zu beten, sobald wir Zugang zu Gott haben. Warum wir oft Schwierigkeiten mit Gebet haben, hängt mit etwas ganz anderem zusammen. „Es ist unser Mangel an Zugang zu Gott in erster Linie […] ein objektives Problem, das mit unserer Beziehung zu Gott zu tun hat.“ Wir sind oft so fern von Gott, dass wir eine Wiederherstellung unserer Beziehung mit Gott brauchen. Was kann uns dabei helfen?

Wir müssen uns vor Augen führen, immer und immer wieder, was Christus am Kreuz für uns Sünder vollbracht hat. Vor unserer Bekehrung waren wir Feinde Gottes, Rebellen, getrennt von und entfremdet von Gott. Wir waren Sklaven der Sünde. Was hat sich geändert?

„Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden“ (Epheser 2,13).

Jesus Christus hat uns durch seinen Tod am Kreuz mit einem heiligen Gott versöhnt. Wir sind zu Kindern Gottes und Erben des Himmels geworden. Unsere Sünde ist bezahlt worden mit Jesu teurem Blut. Jetzt dürfen wir freimütig zu Gott kommen, denn der Weg ist frei gemacht worden! Wir sind nicht mehr fern von Gott, sondern sind durch Christus nahe geworden.

Witmer beschreibt es folgendermaßen: „Der einzige Weg, wie wir in die Gemeinschaft mit Gott gebracht werden können (sodass er unsere Gebete hört und beantwortet), ist durch den Tod von Jesus: sein Blut, sein Fleisch, sein Kreuz. Nur so wird das wirkliche, objektive Problem des Gebets angegangen – nicht wie wir uns fühlen, sondern wie wir sind (sündig), wie Gott ist (heilig) und unser Mangel an Zugang zu diesem heiligen Gott. Der Tod Jesu ist die einzige Hoffnung für unsere Gebete.“

Und nun der wichtigste Teil:

„Wenn wir das wahre Problem und die einzige Hoffnung für das Gebet erkennen, werden unsere Demut, Dankbarkeit und unser Staunen darüber, dass wir mit Gott kommunizieren können, in die Höhe schnellen. Unsere nachlässige und leichtfertige Haltung gegenüber dem Gebet wird sinken. Wir werden das Gebet als ein mit Blut erkauftes Privileg schätzen, das ausgekostet werden muss. Das ist der Anfang eines veränderten Gebetslebens.“

Wenn unser Blick das Kreuz trifft und wir alles, was dort vollbracht wurde, vor Augen haben, dann wird unser Herz überfließen mit Demut, denn wir werden daran erinnert, dass wir Sünder sind und Jesu Opfer notwendig war. Unser Herz wird überfließen mit Dankbarkeit, denn es waren Gottes Gnade und Liebe, die uns gerettet haben. Und letztendlich werden wir in tiefem Staunen auf unsere Knie sinken, wenn wir erkennen, dass wir ein durch teures Blut erkauftes Privileg erhalten haben, mit dem Schöpfer des Universums reden zu dürfen. Jederzeit. Überall. So, wie wir sind.

Und das sind nicht die einzigen guten Neuigkeiten! „Weil unser Zugang zum Vater durch den Sühnetod und das fortwährende Eintreten Jesu Christi erfolgt (Römer 8:34), treten wir im Namen Jesu an den Vater heran (Johannes 14:13; 15:16; 16:23-24, 26).“ Wir kommen im Namen Jesu vor unseren Vater im Gebet, weil er derjenige ist, der für unseren Zugang zum Vater bezahlt hat. Und darüber hinaus beten wir in der Kraft und mit der Hilfe des Heiligen Geistes. „Der Heilige Geist hilft uns in unserer Schwachheit und legt Fürsprache für uns ein (Römer 8,26). Wir haben also doppelte Hilfe in unseren Gebeten. Sowohl Gott der Sohn als auch Gott der Geist sprechen in unserem Namen zu Gott dem Vater.“ Wir beten also zu dem Vater durch den Sohn in der Kraft des Heiligen Geistes! Die gesamte Trinität ist an unserem Gebet beteiligt.

C. S. Lewis drückt es folgendermaßen aus:

„Ein gewöhnlicher, einfacher Christ kniet nieder, um seine Gebete zu sprechen. Er versucht, mit Gott in Kontakt zu kommen. Aber wenn er ein Christ ist, weiß er, dass das, was ihn zum Beten veranlasst, auch Gott ist: Gott sozusagen in ihm selbst. Aber er weiß auch, dass sein ganzes wirkliches Wissen über Gott durch Christus kommt, den Mann, der Gott war – dass Christus neben ihm steht, ihm hilft zu beten, für ihn betet. Ihr seht, was hier geschieht. Gott ist die Sache, zu der er betet – das Ziel, das er zu erreichen versucht. Gott ist auch die Sache in ihm, die ihn antreibt – die Antriebskraft. Gott ist auch die Straße oder Brücke, auf der er zu diesem Ziel geschoben wird. Das ganze dreifache Leben des dreifaltigen Wesens spielt sich also tatsächlich in diesem gewöhnlichen kleinen Schlafzimmer ab, in dem ein gewöhnlicher Mann seine Gebete spricht. Der Mann wird in die höheren Arten des Lebens hineingezogen […] er wird in Gott hineingezogen, von Gott, während er immer noch er selbst bleibt.“

Wenn wir Jesu Werk am Kreuz vor Augen haben und sehen, wie unser dreieiniger Gott uns hilft, zu ihm zu kommen, dann wird sich unsere Haltung gegenüber dem Gebet verändern. Wir sehen, dass wir absolut abhängig sind und dass Gott in seiner Gnade uns die Hand reicht. Wir werden demütig. Wir sind unendlich dankbar. Und in Freude, Staunen und Ehrfurcht schließen wir das nächste Mal die Augen, wenn wir vor unseren geliebten Herrn und Retter treten, weil wir ein bisschen mehr verstanden haben, wie sehr uns Gott auf Golgatha geliebt hat.

Bibliografie:

Bibelzitate folgen dem Bibeltext der Elberfelder Übersetzung.

Lewis, C.S. Mere Christianity. HarperOne, 2015.

Witmer, Stephen. “The Real Problem of Prayer.” 13. September 2020. Übersetzt von Lara Zamilski. Link: https://www.desiringgod.org/articles/the-real-problem-of-prayer (Zugriff: 09.06.2021).