30. Juni 2021 | von Lara Zamilski
Was sagt die Bibel zu Faulheit?
Lange Ausschlafen, zu viel Zeit am Handy oder auf Netflix verbringen und plötzlich ist der Tag vorbei. Wir alle wissen, dass Faulheit irgendwie nicht gut ist. Vor allem nach unproduktiven Tagen setzt das schlechte Gewissen ein und wir bedauern, dass der vergangene Tag irgendwie verschwendet war. Doch was sagt die Bibel eigentlich zu Faulheit?
David Mathis (Executive Editor von Desiring God) fragt in einem Artikel, ob das Christentum so etwas wie eine Arbeitsmoral hat. Arbeitsmoral bedeutet so viel wie der Glaube daran, dass Arbeit und Fleiß moralisch gut und wertvoll sind. Finden wir auch so etwas in der Bibel?
Ein ganz berühmtes Zitat kommt natürlich von Salomo selbst, der schreibt: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege an und werde weise“ (Sprüche 6,6). Doch auch anhand von Paulus‘ Lebensstil können wir viel lernen. Vor allem seine beiden Briefe an die Thessalonicher sagen viel über seinen Standpunkt zu Arbeit und Faulheit aus.
Mathis schreibt: „Insgesamt konzentrieren sich die beiden Briefe des Paulus an die Thessalonicher auf zwei besondere Probleme in der jungen Gemeinde: das eine mehr “theologisch” (die Endzeit) und das andere mehr “praktisch” (Faulheit). Aus diesem Grund haben viele Leser die beiden miteinander verbunden und daraus geschlossen, dass das theologische Problem zu dem praktischen führte. Die Erwartung, dass Jesus jeden Moment wiederkommen würde […], führte zur Abwertung und sogar zum Aufgeben der täglichen Arbeit.“
Das ist ziemlich drastisch! Die Thessalonicher haben Jesu Wiederkunft als Anlass genommen, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Mathis fügt an dieser Stelle hinzu, dass es auch umgekehrt hätte sein können: „Die thessalonische (und menschliche!) Neigung zur Faulheit und zur Suche nach Rechtfertigung mag zu verdrehten Endzeitansichten geführt haben, die sündigen Impulsen entgegenkamen. Es wäre nicht das erste Mal und auch nicht das letzte Mal, dass ein sündiges Herz zu theologischem Irrtum führt, eher als umgekehrt.“
Wie es auch gewesen sein mag: die Thessalonicher hatten ein ernsthaftes Problem mit Faulheit. Sie haben ihre wertvolle Zeit mit Schlafen und Faulenzen verschwendet und das im Lichte der Wiederkunft Jesu! Die Elberfelder Übersetzung verwendet auch das Wort „unordentlich“ in diesem Zusammenhang. „Es beschreibt jemanden, der “aus der Reihe tanzt” oder “aus der Norm fällt” mit den Mustern und Erwartungen der Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf Arbeit […] Sie mögen von der Arbeit abwesend sein, aber sie vertrödeln ihre Zeit auf unproduktive Weise, die schließlich andere von der produktiven Arbeit stört und ablenkt.“
Was ist dann das positive Gegenstück zu Faulheit? Paulus spricht in 2. Thessalonicher 3,6 davon, „mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag [zu arbeiten], um keinem […] beschwerlich zu fallen.“ Hiermit meint er Fleiß und tägliche harte Arbeit von früh bis spät! Paulus ist hier derjenige, der als Vorbild für die Thessalonicher dient (vgl. Vers 9). Er selbst hat Tag und Nacht für seinen Unterhalt gearbeitet, um der Gemeinde nicht zur Last zu fallen, und hat ihnen nebenbei auch täglich im Wort gedient! Das war ein richtiger, doppelter Vollzeit Job und genau das sollen wir nachahmen. „[Paulus] verausgabte sich gerne um der Freude anderer willen (Philipper 2,17), nicht nur von neun bis fünf, sondern überall, wo er hinging, in jedem Bereich des Lebens.“
Paulus meint es hier sehr ernst mit seiner Ermahnung: Christen, Nachfolger Jesu, sollen nichts mit Faulheit zu tun haben (vgl. Vers 14). „Solche Faulheit ist so fatal und schädlich für das Evangelium, dass er diese drastische Maßnahme einführt: „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen“ (Vers 10). Doch vor allem bezieht er sich auf Christus, um seine Ernsthaftigkeit zu verdeutlichen: „im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ (Vers 6).
Mathis schlussfolgert: „Paulus verharmlost Faulheit nicht. Sie ist zutiefst unchristlich. Sie verrät ein Evangelium, das nicht von vornherein unsere Tatkraft fordert, sondern immer eine Tatkraft in und durch uns erzeugt. Und Faulheit entehrt die Kraft und Stärke, die in Christus in uns Wohnung genommen hat: Gott der Geist selbst.“
Take-Home-Message: Faulheit ist zutiefst unchristlich. Sie entspricht nicht unserem Charakter, wenn Christus uns lebendig gemacht hat. Vielmehr sind wir dazu berufen – und der Heilige Geist bewirkt es in uns – dass wir voller Tatkraft hinausgehen und das Evangelium leben.
„Hart zu arbeiten in gerechter Arbeit bedeutet „Gutes tun” für andere. Deshalb sagt Paulus im nächsten Vers: „Werdet nicht müde, Gutes zu tun“ (Vers 13). Die Erfüllung der täglichen Arbeit unserer von Gott gegebenen Berufungen erzeugt einen Wert, der die menschlichen Bedürfnisse erfüllt.“
Wahrscheinlich haben wir alle – wie die Thessalonicher – mit Faulheit zu kämpfen, sei es beim Lernen für den angestrebten Abschluss, auf der Arbeit und vor allem in unserer Freizeit. Unsere Zeit weise zu nutzen, ist eine Herausforderung, die wir jeden Tag von Neuem angehen müssen. Aber die gute Nachricht dabei ist: jeden Morgen neue Gnade, jeden Morgen neue Kraft und Hilfe von unserem Herrn. Und auch Paulus ermutigt hier die Thessalonicher, von ihrem faulen Lebensstil umzukehren. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Viel mehr glaubt er daran, dass Christus uns mehr und mehr in fleißige Jünger verwandeln wird. Er wird sein Werk Stück für Stück voranbringen und vollenden. „Denn diejenigen, die wirklich “Brüder” im Herrn sind, haben bereits einen fleißigen Geist in sich wohnen, der Tag und Nacht fröhlich schuftet und arbeitet, um den Sohn zu verherrlichen.“
„Die Entwicklung und Festigung einer christlichen Arbeitsethik, wie die des Paulus, ist ein lebenslanger Prozess. Wir kämpfen die Kämpfe wieder und wieder, Tag für Tag, Woche für Woche. Jeder Moment des emotionalen Widerstands, das Konfrontieren mit der Spannung und dem Widerwillen, der uns dazu verleitet, müde zu werden und aufzuhören, ist eine Gelegenheit: vorwärts zu gehen in der Kraft, die Gott uns gibt, statt rückwärts zur Trägheit […] Wir sind nicht die ersten Christen, die damit konfrontiert werden. Die Überwindung der Faulheit liegt durchaus im normalen Bereich dessen, was Gott durch die Kraft seines Geistes im Werk der Heiligung gerne tut.“
Noch ein kurzes Wort zu einem weiteren, zeitgenössischen Problem heute: Prokrastination (= das Verschieben und Aufschieben von anstehenden Aufgaben). Trip Lee (unter anderem Autor und Hip-Hop Artist) bringt so gut auf den Punkt, dass das Denken Ach, ich mache es einfach später, nicht nur unbiblisch, sondern vor allem eine zutiefst stolze Haltung ist. Denn wenn ich das sage, dann „gehe Ich davon aus, dass ich Gottes souveränes Wissen über alle Dinge habe, und dass ich definitiv in der Lage bin, das später zu tun. [Stattdessen sollte ich] viel sorgfältiger darüber nachzudenken, wie ich meine Zeit verbringe, so dass ich nicht so stolz bin, anzunehmen, dass diese Zeit, die ich jetzt habe, mir gehört, obwohl sie eigentlich Gott gehört, oder anzunehmen, dass ich später mehr Zeit haben werde.“
Prokrastination ist unglaublich populär heutzutage. Doch vor allem wir als Christen müssen demütig vor Gott kommen und gestehen, dass Gott allein die Zeit in seiner Hand hält und dass sie uns gegeben wurde, damit wir weise und sorgfältig damit umgehen. Mögen wir doch alle darin wachsen!
Bibliografie:
Bibelzitate folgen dem Bibeltext der Elberfelder Übersetzung.
Lee, Trip. “Procrastination is Pride.” Desiring God, 21. Mai 2015. Link: www.desiringgod.org/interviews/procrastination-is-pride (Zugriff 30.06.2021).
Mathis, David. “Laziness Is Profoundly Unchristian”. Desiring God, 26. September 2019. Übersetzt von Lara Zamilski. Link: www.desiringgod.org/articles/laziness-is-profoundly-unchristian (Zugriff: 30.06.2021).